Perspectivia

Mein teuerster Bruder

[… ]Ich bin keineswegs von der Mühelosigkeit überrascht, mit der Sie, mein lieber Bruder, Ihre Bildergalerie Gemeint ist die seit 1755 im Bau befindliche Bildergalerie von Sanssouci (Bauende 1764, errichtet durch den Landbaumeister Johann Gottfried Büring (1716–1778). vervollständigt haben. Es gab bereits sehr schöne Gemälde flämischer Meister in Berlin. Und mit dem Geschmack, den Sie haben, und der Hilfe von Momos [Mammon][?] Wilhelmine verwechselte hier wohl Momus, die aus der griechischen Mythologie stammende Personifikation der Tadelsucht mit dem in der Bibel auftauchenden Begriff Mammon, der für Geld und Reichtum steht. {Siehe auch: #7 Volz, 1924-1926, Bd. 2: 319, Anm. 2: „Wohl verschrieben für Plutus.“} kommt man bei Allem zum Ziel. Ich betrachte Sanssouci als einen der bezauberndsten Orte, die ich [je ]gesehen habe. Diese Mischung aus Petersdom und Pantheon, die ich seit meiner Reise sehr wohl erkannt habe, ist einmalig. Aber ich habe keinen derartig prächtigen Weinberg gesehen, wie den Ihrigen. Und obgleich Sie keinerlei Bacchus-Kult hegen, wohnt er nirgendwo so gut wie bei Ihnen. […] Ich empfehle mich weiterhin Ihrer kostbaren Erinnerung, und bin mit aller erdenklichen Zuneigung und Hochachtung,

mein teuerster Bruder,
Ihre ergebenste, gehorsame Schwester und Dienerin
Wilhelmine

[o. O. ]den 21. November1755.)