Meine teuerste Schwester.
Man muss zugeben, dass Sie Pech haben, da Sie in einem Jahr in die Provence gegangen
sind, in dem die Kälte überall in Europa übergroß ist. Ich habe einen Sänger aus Italien
kommen lassen, der hier von Venedig auf dem Schlitten eingetroffen ist. Ich würde
mir dennoch wünschen, dass Sie Marseille hätten erreichen können, wovon ich glaube,
dass Sie das Klima viel angenehmer gefunden haben würden. Sie sind sehr gütig, an
mich zu denken, anlässlich des Gesprächs mit Chevalier de Folard und seinem Neffen
Sieur Robert. Man sieht, dass Ihre kriegerischen Begabungen Sie nicht verlassen, und
dass Sie überall Oberhauptmann sind. Ich würde jedoch für Ihre Selbsterhaltung wünschen,
dass Sie keinen Winterfeldzug unternehmen möchten. Wir hatten hier einen polnischen
Grafen, der sehr gut auf der Harfe spielt, und einen anderen Polen, der nur auf dem
Kieferknochen eines Esels spielt. Wir haben gleichfalls den Sohn des Fürsten von Bernburg
und unserer teuren Cousine [hier ]gehabt, der eines Tages einer dieser Fürsten Deutschlands wird, von denen man weder
Gutes noch Böses sagt. Übrigens hat die große Kälte jedermann daheim eingesperrt,
so dass nur derjenige ausgeht und reist, der dazu genötigt ist. Ich wünsche Ihnen,
meine teure Schwester, dass Ihre Gesundheit keine Unannehmlichkeiten erleidet, die
Sie in Avignon einstecken müssen, und dass ich stets gute Nachrichten von Ihrer Person
vernehme. Das sind ohne Widerrede jene [Nachrichten ]aus Frankreich, die mich am meisten interessieren, da ich mit der zärtlichsten Verbundenheit
bin,