Voltaire hat an Adhémar geschrieben; der Brief ist anrührend. Er bittet mich um die
Erlaubnis, hierher zu kommen. Ich glaube nicht, dass es aus Liebe zu meinen schönen
Augen geschieht, dass er so viel Übereifer zeigt, um mich zu sehen. Er bildet sich
vielleicht ein, dass er seine Gnade wiedererlangen wird. Ich werde ihm daraufhin nur
antworten, was Sie wollen. Ich bezweifle, dass Sie planen, ihn wieder aufzunehmen.
Nur in diesem Fall, würde ich zustimmen, dass er hierherkommen darf[ …]. Wenn die überlieferte Datierung korrekt ist, hatte Wilhelmine, als sie dies schrieb,
Voltaire bereits in Lyon getroffen, von wo sie am 18. November abgereist war. {Siehe
den Brief Voltaires vom 3. Dezember aus Lyon an Nicolas Claude Thieriot (1697–1772):
«Le hasard, qui conduit les aventures de ce monde, m'a fait rencontrer au cabaret,
à Colmar et à Lyon, madame la margrave de Baireuth, sœur du roi de Prusse, qui m'a
accablé de bontés et de présents.» [„Der Zufall, der die Abenteuer dieser Welt leitet,
ließ mich im Cabaret, in Colmar und in Lyon die Markgräfin von Baireuth, Schwester
des Königs von Preußen, treffen, die mich mit Freundlichkeiten und Geschenken überhäuft
hat.“] Cfr.: #6 Œuvres […] Voltaire, 1877-1883, hier: Bd. 38, Brief 2824: 294; vgl.
auch Voltaires Brief v. 23. Okt. 1754 aus Colmar an Marie-Ursule de Klinglin, Comtesse
de Lutzelbourg (1683–1765) #6 Œuvres […] Voltaire, 1877-1883, hier: Bd. 38, Brief
2804: 276: «Je vous avue que je ne m'attendais pas de passer huit heures de suite
avec la soeur du roi Prusse à Colmar. Elle m'a accablé de bontés, et m'a fait un très-beau
présant. Elle a voulu absolument voir ma nièce. Enfin elle n'a été occupée qu'a réparer
le mal qu'on a fait au nom de son frère. Concluons que les femmes valent mieux que
les hommes.» [„Ich sage Ihnen, dass ich nicht erwartet hatte, acht Stunden hintereinander
mit der Schwester des Königs von Preußen in Colmar zu verbringen. Sie überhäufte
mich mit Güte und hat mir ein sehr schönes Geschenk gemacht. Sie wollte unbedingt
meine Nichte sehen. Schließlich war sie nur damit beschäftigt, den Schaden zu beheben,
den man im Namen ihres Bruders angerichtet hatte. Die Schlussfolgerung lautet, dass
Frauen besser sind als Männer.“ Zu M.-U. de Klinglin: #434 Inventaire Voltaire,
1995: 866 f.}
Friedrich II. wurde von Claude Étienne Darget (1712–1778) in einem Brief
vom 24. Dezember 1754 über diesen Besuch informiert, der das Treffen jedoch in einem
etwas anderen Licht darstellt. «M. de Voltaire a été à Lyon, au passage de M. le duc
de Richelieu. Il a fait sa cour à madame la M…, qui l'a reçu froide men.» [„Herr de
Voltaire war in Lyon, an der Passage von Herrn le duc de Richelieu. Er machte seinen
Hof bei Madam M…, die ihn kalt empfing.“] {Cfr.: #4 Œuvres Frédéric, 1846-1857,
hier: Bd. 20, Nr. 32: 62.} Erweisen Sie mir die Gnade, die Antwort vorzuschreiben. Vielleicht wird ihn sein
Unglück zur Vernunft gebracht haben und Sie ziehen daraus einen besseren Nutzen, als
in der Vergangenheit. [… ]Ich will dafür nicht Bürge sein, aber ich würde es sehr
wünschen, da Sie wohl irgendjemandes bedürfen, der Ihnen die Zeit vertreibt und Ihre
kleinen Gesellschaften in Gang bringt.)