Die Schatullrechnungen Friedrichs des Großen
Inhaltsverzeichnis
Die Edition der Schatullrechnungen
Zum erhaltenen Bestand
Heute noch vorhanden und nun erstmalig ediert sind 40 Bände mit insgesamt 910 Blättern, die sich über den Zeitraum von 1742 bis 1786 erstrecken, also fast die gesamte Regierungszeit Friedrichs abdecken. Die Rechnungsblätter liegen in der Mehrzahl im Folioformat vor und wurden zu Jahrgangsheften gebunden. Allerdings sind nicht für sämtliche Jahre alle Monate vorhanden. Auch bei den für einen Monat vorliegenden Rechnungsblättern ist die Überlieferung wahrscheinlich nicht immer vollständig. So gibt es sehr gut dokumentierte Monate, für die ausgearbeitete Konzepte auf einfachem blauem Papier, Reinschriften mit königlichen Anmerkungen auf hellem Papier und den Rechnungsablauf erläuternde Schreiben der beteiligten „Beamten“ vorliegen. Das aber ist die Ausnahme.
In den ersten Jahren überwiegen die Reinschriften ohne weitere Bearbeitungsspuren. Die 1780er Jahre sind durch Rechnungen auf dem blauen Konzeptpapier gekennzeichnet. Ebenso unterschiedlich ist der gewählte Abrechnungszeitraum. In den ersten Jahren hatte man die Unterlagen vom Anfang bis zum Ende eines Monatsendes erfasst. Noch vor dem Siebenjährigen Krieg wählte man den Zeitraum vom 24. eines zum bis 24. des folgenden Monats. Im Krieg erfasste man 12 Monate, gerechnet von Trinitatis zu Trinitatis, also vom ersten Sonntag nach Pfingsten an bis zum selben Festtag im kommenden Jahr.
Trotz der beschriebenen Verluste bleibt festzuhalten: Eine Beschäftigung mit diesem Quellenbestand ist lohneswert. Selten ist man dem Alltagsleben am preußischen Hof des 18. Jahrhunderts näher, kaum lassen sich die Vorlieben des Königs etwa hinsichtlich der Kleidung, der Musik wie auch von Genussmitteln (wie etwa an Wein, Käse, frisches Obst und Schnupftabak) deutlicher ablesen, und kaum lässt sich durch den Vergleich der unterschiedlichen „Tractamente“ die königliche Gunst genauer ermessen, in der sich bestimmte Personen wähnen durften.
Zur Struktur der Quellen und der Edition
Gewöhnlich legten die Schreiber zur Erfassung der einzelnen Ausgaben Tabellen an. Auch die eher formloseren Schreiben orientierten sich an einer solchen Struktur. Genutzt wurden die Spalte „No“, durch die die einzelnen Rechnungsposten eine Nummer erhielten (allerdings nutzte man in einigen Jahren statt einer Nummer eine Datumsangabe), eine Spalte für den Rechungstext sowie die Spalten für den jeweiligen Geldbetrag (Reichstaler = RTl., Groschen = Gr., Pfennig = Pf. und H. für Heller).
In der Edition gibt es zusätzlich die Spalten „Bestaetigung“ (nur bei den monatlichen Schatullrechnungen) und „Kommentar“. Erstere enthält, wenn vorhanden, die Angabe, ob der Einzelausgabe eine Rechnung (abgekürzt „l. R.“) oder eine Quittung („l. Q.“) zugrunde lag. In der Spalte „Kommentar“ finden sich historische Erläuterungen und editorische Besonderheiten (Beispiel Markierungen).
In der elektronischen Aufbereitung der Daten wurde diese Spalte auch für eine weitere Besonderheit genutzt: Finden sich für eine Ausgabe auf einem anderen Blatt weitere Informationen wie Ratenzahlungen oder ein Eintrag im Konzept, kann man über einen Link direkt zu diesen gelangen.
Auch in der Edition der Roten Schatulle und des Journals finden sich diese Links im Kommentarteil zu einzelnen Einnahmen und Ausgaben. Sie dienen gleichzeitig als Hinweis darauf, dass es eine zusätzliche Information gibt und zur direkten Navigation zur entsprechenden Zahlung.
Allerdings wurde dieses System erweitert, um Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen Quellen darstellen und die damalige Verwaltungspraxis visualisieren zu können. So waren Einnahmen der monatlichen Schatullrechnungen häufig Ausgaben im Journal. Dort wo die Identifizierung sicher möglich war, gibt es einen entsprechenden Link im Kommentarteil.
Innerhalb einer Quelle – das gilt in erster Linie für das Journal – bleiben Links, wenn Gelder für bestimmte Aufwendungen nicht völlig ausgegeben wurden und in den nächsten Monaten wieder zur Einnahme kamen, dann heißt es: „Die Summe wurde nicht vollständig ausgegeben. Es gibt eine Rückzahlung.“
Das Journal zeigt erstmalig einzelne Einnahmen für die monatlichen Schatullrechnungen. Im Journal sind diese einkommenden Gelder separat bei der „Einnahme“ geführt, in den „Ausgaben“ wurden diese addiert und als Gesamtbetrag für die monatlichen Schatullrechnungen angegeben. Die diese Beziehung (zwischen Einnahme und Ausgabe) abbildenden Links tragen die Bezeichnung „Bestandteil der Einnahme für die monatlichen Schatullrechnungen“.
In Folge der Münzpolitik Friedrichs während des Siebenjährigen Kriegs mussten die minderwertigen Kriegsmünzen getauscht werden. Zudem war er immer daran interessiert, silberne Münzen in seinen Beständen gegen goldene zu tauschen.
Das war häufig genug mit hohen Agio-Zahlungen verbunden: In diesen Fällen sind die den Tauschvorgang belegenden Zahlungen mittels „Information zum Münzwechsel“ verlinkt.
In der Roten Schatulle verweisen die Links im Kommentarteil des Registers der Ausgaben auf die königlichen Zahlungsanweisungen, Rechnungen und Quittungen.
Zusätzlich sind bei der gesamten Edition in der Spalte zum Rechnungstext direkt unter diesem die betroffenen Personen und das während der Datenerfassung vergebene Schlagwort (= „Sujet“) angezeigt.
Die Form der elektronischen Erfassung bringt auch einige schwerwiegende Entscheidungen für die Transkription mit sich. Um Suchabfragen möglichst schnell und effizient zu gestalten, ist der historische Wortschatz vereinheitlicht und meist modernisiert, so erscheinen z. B. statt der „Boutillen“ die „bouteilles“ des heutigen Französisch. Aus den vom König geliebten „Kürschen“ wurden „Kirschen“. Auch Verben und heute ungebräuchliche grammatikalische Konstruktionen sind dem heutigen Sprachgebrauch teilweise angeglichen. Im Falle stärkerer Abweichungen oder bei Varianten, die für die sprachgeschichtliche Entwicklung interessant sein könnten, erscheint der Originalbegriff in runden Klammern als Zitat. Außerdem sind alle Monatsangaben vereinheitlicht und heutigen Formen entsprechend abgekürzt, auch bei ursprünglich lateinischen Angaben.
Neben den runden Klammern für Zitate fanden auch eckige und geschweifte Verwendung. Eckige Klammern zeigen eine Einfügung während der Transkription an. Runde Klammern verweisen auf einen – meist nachträglichen Vermerk – des Rechnungsverfassers. Dieses Verfahren bot sich auch an, da durch die ebenfalls vorliegenden Digitalisate jederzeit zwischen Transkription und Originaltext gewechselt werden kann.
Dennoch gibt es auch Unterschiede in der Edition der drei Quellen. Dabei stellt die jeweils gewählte Form einen Kompromiss zwischen der Einheitlichkeit, der Eigenheit der jeweiligen Quelle sowie der möglichst effektiven elektronischen Nutzung (zum Beispiel bei Abfragen) dar. Auch durch die editorische Arbeit gewonnenes Wissen floss in die Entscheidung ein. So wurde in der Edition der monatlichen Schatullrechnungen bei den damals im Umlauf befindlichen unterschiedlichen Münzsorten lediglich der Reichstaler durchgängig zu RTl abgekürzt. Münzen wie der Friedrichsdor, so die Bezeichnung im Journal, fanden sich in den monatlichen Schatullrechnungen seltener. Deshalb blieb es bei der durch den Schreiber verwendeten Abkürzung oder beim Friedrich d’or. Da sich außerdem in der Münzliteratur verbreitet die Bezeichnung „Friedrichsdor“ findet wurde diese für die Edition des Journals und der Roten Schatulle übernommen. Das gilt auch für den Dritteltaler (in den Quellen meist „preuß: ⅓“ oder „sächs. ⅓“) oder Goldmünzen wie den Augustdor („Aug: d’or“). Handelt es sich um Kriegsprägungen wie den mittleren oder den neuen Augustdor wurde folgende Variante gewählt: „Mittel-Augustdor, „Neu-Augustdor“ oder „Neu-Friedrichsdor“.
Direkt mit der elektronischen Edition in Verbindung steht eine Besonderheit, die für das Journal bei der Königlichen Schatulle 1762–1765 und die Rote Schatulle 1770–1773 gilt. Um dem Nutzer eine über alle drei Editionen hinweg einheitliche Navigation zu ermöglichen, gibt es auf der linken Seite unter dem nach der jeweiligen Quelle benannten Hauptordner zwei beziehungsweise drei Jahrgangsordner (1762–1763 und 1764–1765; 1770, 1771 und 1772). Solche verweisen bei den monatlichen Schatullrechnungen nicht nur auf das jeweilige Jahr, ihnen entspricht auch jeweils ein Jahresband dieser Quelle im Archiv. Das ist bei den beiden neuen Editionen nicht der Fall. Das Journal ist in der Realität ein Buch, das gegliedert durch zwei „Balancen“ den jeweiligen Jahrgang zeigt. In der Roten Schatulle (ebenfalls nur eine Akte) existiert nur im durch Buchholtz erstellten Register eine chronologische Ordnung. Insofern sind in diesen beiden Fällen die Jahrgangsordner Schöpfungen für die Edition.
Die im Rahmen der Roten Schatulle überlieferten Rechnungen wurden alle in französischer Sprache geschrieben. Mit ihrer Orthographie scheinen sich die Rechnungsersteller aber an der Phonetik orientiert zu haben („Becq“). Aus diesen Gründen wäre eine auch nur teilweise Anpassung an das gegenwärtige Französisch mit umfangreichsten Eingriffen in den Originaltext verbunden gewesen. Zudem bestand die Gefahr, die sprachlichen Intentionen des Verfassers zu verfälschen. Aus diesem Grunde wurde auf eine Anpassung anders als bei den monatlichen Schatullrechnungen und dem Journal bei der Königlichen Schatulle verzichtet. Ähnlich verhält es sich mit den durch den Monarchen verfassten und meist äußerst knapp gehaltenen Zahlungsanweisungen an Buchholtz, die sämtlich in dem für Friedrich typischen Deutsch geschrieben wurden. Auch hier sind bewusste Veränderungen unterblieben. Da aber die königliche Handschrift nicht immer eindeutig zu lesen ist, sind Lesefehler bei der Edition nicht auszuschließen. Das gilt vor allem bei der Unterscheidung von „n“ und „m“ am Ende von Präpositionen und Artikeln. Hier wurden im Zweifelsfall die heutigen Regeln angewandt. Auch wenn die Edition durch eine weitere Entscheidung nicht mehr einheitlich ist, wurde der historische Wortschatz (vor allem bei Materialbezeichnungen und Titeln) der in Deutsch geschrieben Quittungen, die Buchholtz für die Verwaltung nutzte, an den heutigen Gebrauch vorsichtig angepasst und vereinheitlicht. So wird aus der „Carniol doose“ die „Karneol-Dose“. Die historische Form steht als Zitat in halbrunden Klammern direkt hinter der veränderten: „Karneol-Dose (‚Carniol doose’)“. Grundlage dieser Entscheidung ist das Bestreben, Suchabfragen der Nutzer über alle drei Editionen möglichst effizient zu ermöglichen. Sucht man unter dem Stichwort „Dose“ oder „Tabatiere“ erhält man die entsprechenden Einträge aus den monatlichen Schatullrechnungen, dem „Journal“ und der „Roten Schatulle“.
Die Edition der Belege
Überlieferung
Am 3. April 1757 informierte Johann Wilhelm Leining in einem Brief Michael Gabriel Fredersdorf darüber, dass er dem Adressaten in dessen Amte bzw. „Caracteur“ nachgefolgt wäre und der neue Geheime Kämmerier sei. („Briefe an den Geheimen Kämmerier Fredersdorf“ GStA PK, BPH Rep. 47, Nr. 644.) Damit oblag die Verwaltung der königlichen Schatulle nun Leining, der deswegen einige Fragen an seinen Vorgänger richtete. Außerdem sah sich der Absender mit einem außergewöhnlichen Problem konfrontiert: Einer der Kammerdiener des Königs, Glasow Vollständiger Name vermutlich: Christian Friedrich Glasow; vgl. Johann David Erdmann Preuß, Friedrich der Große. Eine Lebensgeschichte. Zweiter Band, Mit einem Urkundenbuche, Berlin 1833, S. 402, VII. Beilage zu S. 36. hatte mittels einer Wachskopie einer von Fredersdorf genutzten Petschaft eine neue anfertigen lassen. Um das Ausmaß des Betruges aufzuklären, setzten umfangreichere Nachforschungen ein. In den Papieren Glasows fanden sich auch mehrere Rechnungen, bei denen unklar war, ob man sie bereits beglichen hatte. Der Sekretär Gentze, der erst für Fredersdorf und danach für Leining arbeitete, meinte sich jedoch zu erinnern, dass mindestens eine der Rechnungen mit Geldern aus der Schatulle im September 1756 bezahlt worden war. Und so wandte sich der neue Geheime Kämmerier an den alten mit der Bitte „die Chatoulle-Rechnungen vom Monath Septembr: a. p. [= 1756] allenfalls auch von denen folgenden Monathen gütigst nachsehen zu lassen und mir [Leining] sodenn das nöthige zu melden.“ (GStA PK, BPH Rep. 47 Friedrich II., Nr. 644, pag. 5). Ob Fredersdorf dazu einzelne Rechnungen, Quittungen oder die entsprechenden Zahlungsregister durchsehen sollte, lässt sich nicht mehr sagen. Sicher ist hingegen, dass zumindest der größte Teil der Unterlagen der Schatulle – nicht zuletzt zu Kontrollzwecken – aufbewahrt wurde und sie der Geheime Kämmerier noch später benutzen konnte. Als Ablageort kommt das Berliner Schloss infrage, in welchem auch der jeweilige Geheime Kämmerier saß. Eine Aufbewahrung der Rechnungen, Quittungen neben den Zahlungsregistern war auch aus einem weiteren Grunde notwendig: Nicht immer wollte oder konnte der König, dem die endgültige Zahlungsentscheidung oblag, Forderungen sofort begleichen. So blieben Bücherrechnungen über einen längeren Zeitraum offen (vgl. Krieger, S. 192) und 1757 existierte eine Liste mit „alten Schulden für die Garderobe“ (GStA PK, BPH, Rep. 47 Friedrich II., Nr. 644, pag. 9.). Die dieser Aufstellung beigefügten, noch unbezahlten Rechnungen dürften ebenfalls beim Geheimen Kämmerier gelegen haben.
Auch Johann August Buchholtz (1706-1793), der spätestens ab 1763 – neben seinen anderen Aufgaben in der königlichen Finanzverwaltung – maßgeblich in die Verwaltung der Schatulle einbezogen war, arbeitete im Berliner Schloss. Zu Buchholtz und dem Verwaltungsgang in der Schatulle siehe R. Zimmer, Friedrichs Gelder und Kassen, in: Quellen und Dokumentationen zur preußischen Geschichte in der Zeit Friedrich des Großen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, https://www.perspectivia.net/publikationen/friedrich300-quellen/zimmer_gelder, 08.10.2013. Ob die „Beläge“ bei ihm gesammelt wurden, ist nicht sicher. Auf einem anderen Wege als diese gelangten das unter seiner Verantwortung entstandene „Journal bei der Königlichen Schatulle“ und die „Rote Schatulle“ ins Königliche Hausarchiv. Dorthin wurden beide Quellen 1892 von der Kronkasse abgegeben.
Auf einen weiteren möglichen ehemaligen Aufbewahrungsort verweist Paul Seidel. Bei der Erfassung des Nachlasses Friedrichs stieß man u. a. auf „16 Quittungen über Gelder so für Tabattieres bezahlet“. An den „Tresor“ abgeliefert, sind diese bereits 1901 nicht mehr auffindbar. Spuren derartiger Belege finden sich auch in „dem Verzeichnisse der von Villaume an König Friedrich Wilhelm II. verkauften und von diesem Woellner geschenkten Papiere Friedrichs des Großen“. In der „Spécification des Manuscrits de feu S. M. que j’ai remis le 10 Février 1787 à Mr. le Conseiller privé des Finances de Woellner“ heißt es bei Punkt „Nr. 13. Note de Pierres montées en or, Bagues, Pierres gravées, Engagement de Tassaert etc. [unterzeichnet: ] Villaume“. Johann David Erdmann Preuß, Friedrich der Große als Schriftsteller. Vorarbeit zu einer echten und vollständigen Ausgabe seiner Werke, Berlin 1837, S. 11. Dabei ist es offen, ob diese Belege zur königlichen Schatulle gehörten. Denn Friedrich verwendete z. B. auch die Dispositionskasse, um Preziosen zu erwerben. Fazit: Ob die „Beläge“ als Buchholzens Unterlagen oder bei der königlichen Schatulle aufbewahrt wurden, lässt sich bis jetzt nicht ermitteln. Unabhängig davon lagerten sie vermutlich im Berliner Schloss.
Zu einem „nicht mehr feststellbaren Zeitpunkt“ scheint das „Schriftgut der Hofverwaltungen, der Hofbeamten, der Hofbaubehörden und teilweise auch der Hofkassen des 18. Jahrhunderts ... in das Schloss Bellevue gebracht worden zu sein. Von dort aus wurde es 1880 durch Verfügung des Ministeriums des Königlichen Hauses an das Hausarchiv Siehe Frank Althoff, Zur Geschichte des Brandenburg-Preußischen Hausarchivs. In: Vorstelijk koninklijk keizerlijk Archieven van vorstenhuizen in Europa / red. Yvonne Bos-Rops; Marijke Bruggemann, Gustaaf Janssens (Jaarboek 16 Stichting Archiefpublicaties), S. 171-184. abgegeben, ...“ Einleitung zur Repositur 36, verfasst von Elisabeth Schwarze und überarbeitet durch Anke Klare. GStA PK, I. HA Geheimer Rat, Rep. 36 Hof- und Güterverwaltung.
Die „Beläge“ gehörten – wie auch die Zahlungsregister – sicher zu diesem „Schriftgut“. Denn auf einem Findmittel des Brandenburg-Preußischen Hausarchives heißt es zur Herkunft der „Beläge“: „Bellevueabl[ie]f[erun]g de 1880“. Es handelte sich um 75 Bände, die man in die Personalrepositur „Friedrich II.“ unter dem Buchstaben „G“ (= steht in der Systematik der Personalreposituren für die „Schatulle“) einordnete. Die damalige Signatur lautete „Rep XLVII G no 9 a“.
Wegen der Zunahme der alliierten Luftangriffe im Winter 1941/1942 entschied man sich im Frühjahr 1942 auch im Brandenburg-Preußischen Hausarchiv zur Evakuierung der Bestände. Vgl. Sven Kriese, Albert Brackmann und Ernst Zipfel. Die Generaldirektoren im Vergleich. In: Archivarbeit im und für den Nationalsozialismus. Die preußischen Staatsarchive vor und nach dem Machtwechsel von 1933. Hrsg. von Sven Kriese. Berlin 2015, S. 67 f.
Unter den Akten, die ausgelagert werden konnten, befanden sich auch die Zahlungsregister der monatlichen Schatullrechnungen. Die 75 Bände „Beläge“ hingegen lagerten noch im Hausarchiv, als dieses am 22. November 1943 zerstört wurde. Frank Althoff, Zur Geschichte des Brandenburg-Preußischen Hausarchivs, S. 180. Damit schienen die "Beläge" und die in ihnen enthaltenen Informationen unwiederbringlich verloren.
Ein Vermerk hinsichtlich eventuell angefertigter Abschriften fand sich im Archiv nicht. Frau Dr. Windt (SPSG, Kustodin für Gemälde der romanischen Schulen) lenkte schließlich die Aufmerksamkeit auf den Nachlass des Kulturhistorikers Walter Stengel (1882-1960), der von 1925 bis 1952 als Direktor des Märkischen Museums tätig war. Dessen im GStA PK aufbewahrter Nachlass gehört zur VI. Hauptabteilung und umfasst 41 Nummern, hinter denen sich Notizhefte (DIN A 5), Schreibmaschinenseiten (DIN A 4) und Briefe, die Stengels Suche nach Quellen in anderen Archiven dokumentieren, verbergen. Wenn im Weiteren vom „Nachlass Stengel“ die Rede ist, dann sind diese Dokumente gemeint. Ein anderer Teil des Nachlasses befindet sich im „Stadtmuseum Berlin. Märkisches Museum“ und beinhaltet wohl v. a. Quellen zur Arbeit Stengels als Museumsdirektor. Auch einige Zeitungsartikel finden sich darunter. Sieben Hefte – Nr. 4 bis 10 – tragen den Titel „Belege Friedrichs des Gr.“ sowie Zahlenangaben. Folgt man dieser Zählung Stengels, dann scheint er 1740 „Beläge“ erfasst zu haben.
Wissenschaftliche Nutzung
Allerdings war der Museumsdirektor nicht der erste, der mit den „Belägen“ arbeitete. V. a. der Kunsthistoriker und Direktor des Hohenzollernmuseums Paul Seidel (1858-1929) sowie der Historiker und königliche Hausbibliothekar Bogdan Krieger (1863-1931) nutzten die Quelle intensiv. Exemplarisch sei hier nur auf Seidels Ausführungen im Jahrbuch der Königlich Preussischen Kunstsammlungen und im Hohenzollern-Jahrbuch verwiesen. Kriegers ebenfalls im Hohenzollern-Jahrbuch zwischen 1911 und 1913 erschienener dreiteiliger Aufsatz „Lektüre und Bibliotheken Friedrichs des Großen“ wäre ohne die Auswertung der „Beläge“ nicht möglich gewesen. Neben diesen verwendeten beide Wissenschaftler auch die Zahlungsregister der monatlichen Schatullrechnungen oder nahmen diese zumindest zur Kenntnis.
Für das „Allgemeine Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker“ griff C. F. Förster in seinem Artikel über die Spindlers ebenfalls auf die „Beläge“ zurück. Auch der von P. G. Hübner 1926 veröffentlichte Schlossführer für Sanssouci nutzte sie zur Einordnung und Identifizierung einiger Möbel.
Laut der von Stengel im April 1953 beendeten „Chronik des Märkischen Museums (1874-1952)“ hatte er mit Beginn des Zweiten Weltkrieges das Märkische Museum geschlossen und begonnen, die Auslagerung seiner wertvollsten Bestände einzuleiten. Passage beruht auf dem Manuskript mit Schreibmaschine. GStA PK, VI. HA NL Stengel, Nr. 1. Trotz der dramatischen Umstände der Rettungsaktionen verblieb ihm nun mehr Zeit, um „seine Studien zur berlinisch-märkischen Kulturgeschichte konsequenter durchzuführen als das bis dahin ... möglich gewesen war.“ Ebenda, S. 49. Dabei interessierten ihn offensichtlich besonders die materiellen Aspekte des Lebens der Menschen. Weiter heißt es in der Chronik: „Besonders reiche Ausbeute ergaben die in dem letzteren [dem Brandenburg-Preußischen Hausarchiv] aufgestapelten Rechnungsbelege der Privatschatulle ... Friedrich[s] des Grossen ...“ Ebenda, S. 50. Die Arbeitsumstände während des Krieges waren jedoch mitunter recht beschwerlich. Aufgrund von fehlendem Heizmaterial musste der Lesesaal 1942 wohl zwischenzeitlich geschlossen werden, die wenigen Nutzer saßen derweil im Dienstzimmer der Archivare Dehio und Jagow. Frank Althoff, Zur Geschichte des Brandenburg-Preußischen Hausarchivs, S. 79.
Seine Aufzeichnungen nutzte Stengel u. a. für die ursprünglich auf 25 Bände konzipierte Reihe „Quellen-Studien zur Berliner Kulturgeschichte“ (hg. vom Märkischen Museum). Zwischen 1948 und 1952 erschienen 14 Abhandlungen, die sich u. a. Gläsern (Heft 1), Möbeln (Heft 2), Tapeten (Heft 3), Tabatieren (Heft 4) aber auch Themen wie der Körperpflege und Kleidung (Heft 8) widmeten. 1958 veröffentlichte er „Alte Wohnkultur in Berlin und in der Mark im Spiegel der Quellen des 16. - 19. Jahrhunderts“, 1962 „Guckkasten Altberliner Curiosa“.
Die Zahlungsregister der Schatullrechnungen hat Stengel anscheinend nicht verwendet. Ob er sie nicht kannte oder zunächst der Kriegsverlauf und danach die Veränderungen der Nachkriegszeit, die ihn schließlich zur Aufgabe des Direktorenpostens des Märkischen Museums und zur Flucht nach West-Berlin zwangen, die Nutzung verhinderten, lässt sich nicht mehr ermitteln. Einen Abgleich der Zahlungsregister mit den von ihm erfassten Belegen hat er mit großer Sicherheit nicht vorgenommen. Ihm hätten sonst die – wenn auch wenigen – nicht zuzuordnenden Belege und die mitunter abweichenden Angaben bezüglich der exakten Kosten auffallen müssen.
Stengels Aufzeichnungen
Stengels Aufzeichnungen: Zählung und Umfang
Für seine Aufzeichnungen nutzte Stengel 7 Hefte (GStA PK, VI. HA NL Stengel, Nr. 4 bis 10) im Format Din A 5, deren unpaginierte Seiten er jeweils beidseitig beschrieb. Um beim Zitieren auf einen konkreten Beleg zu verweisen, muss neben der Nummer des jeweiligen Heftes die Nummerierung Stengels verwendet werden. Diese wird in der Edition als „Stengel-Nr.“ bzw. „St.-Nr.“ bezeichnet. Nur so kann ein Nutzer, der nicht die Online-Edition verwendet, die betreffende Stelle im Heft problemlos im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz finden.
Stengel selbst verwendete seine eigene Zählung nicht einheitlich. Sie bezieht sich mal auf einen einzelnen Beleg, dann wieder sind eindeutig mehrere in einem Beleg aufgeführte Objekte oder Vorgänge nummeriert worden. In der Online-Edition lässt sich die „Stengel-Nr.“ dem Kopf des Beleges in der Titelzeile und der Zeile „Titel:“ in der darunter befindlichen Tabelle entnehmen. Die einzelnen Belege wiederum hat Stengel mit einem durchgehenden blauen Strich voneinander getrennt.
Aus der uneinheitlichen Zählweise Stengels resultiert eine Abweichung hinsichtlich der Gesamtzahl der erfassten Belege. Seine Aufzeichnungen enden mit Stengel-Nr. 1740. Laut Datenbank handelt es sich jedoch um ca. 1500 Belege. Der erste datierte Beleg trägt das Datum 7. September 1742. Allerdings gibt es auch Belege, die bereits auf einen früheren Zeitpunkt oder –raum verweisen. Entweder wurden hier die Rechnungen erst später eingereicht (Anmerkung: Tochter des Kammerrates Rost = Beleg Stengel-Nr. 366) oder der Zahlung liegt ein längerer Abrechnungszeitraum zugrunde. Der letzte datierbare Beleg trägt das Datum 27. November 1779. Das steht im Widerspruch zu den Angaben auf dem noch vorhandenen Findmittel des Brandenburg-Preußischen Hausarchives. Demnach fehlten Belege nur für die Kriegsjahre 1757 bis 1762. Zumindest einige Belege hätten also – wie die Zahlungsregister – bis 1786 vorhanden sein sollen, auch wenn Paul Seidel anmerkt: „und für die letzten Jahrzehnte [Lebensjahre des Königs] sind die Belege der Schatulle noch lückenhafter als zuvor.“ Seidel selbst zitiert noch aus Belegen des Jahres 1786 Seidel, Zur Geschichte, 1901, S.79. und Ders., Die Wohnräume Friedrichs des Großen in Schloß Sanssouci. Ergänzung und Nachtrag, in: Hohenzollern-Jahrbuch (1915), S. 142-169, S. 153. Kriegers Aussage, wonach die im Hausarchiv „aufbewahrten Schatullrechnungen, die vom November 1742 bis 1786 mit Ausnahme der Zeit des Siebenjährigen Krieges fast ganz vollständig vorhanden“ wären, steht zu Seidel nur in einem scheinbaren Widerspruch. Jener bezog sich höchstwahrscheinlich mit seiner Anmerkung auf die Zahlungsregister. Als Signaturen führt er nämlich deren Signatur und die der „Beläge“ an. Bogdan Krieger, Lektüre und Bibliotheken Friedrichs des Großen. Teil I., in: Hohenzollern-Jahrbuch 15 (1911), S. 168-216, Fußnote 2, S. 192.
Die Vermutung liegt nahe, dass Stengel die Erfassung der Belege kriegsbedingt nicht vollenden konnte. Es bleibt aber auch festzuhalten: Für keinen Monat der Zeit zwischen 1742 und 1779 existieren Belege für alle im jeweiligen Zahlungsregister erfassten Ausgaben. In der Datenbank stehen ca. 19.000 Ausgaben in den Zahlungsregistern nur rund 1500 Belege gegenüber. Ob Stengel wirklich alle bis 1943 noch vorhandenen Belege erfasste, ist ebenfalls nicht ganz sicher. Sowohl bei Krieger als auch in den Arbeiten Seidels finden sich vereinzelt Hinweise auf Belege, die Stengel nicht erfasst zu haben scheint. Z. B.: Ebenda, S. 189. Schatullrechnung vom 1. Sept. 1767, über Kosten für einen „Streich“, den der König dem Marquis d’Argens spielte. Da die von ihm gewählte Erfassung von der Kriegers und Seidels deutlich abweicht, ist eine Zuordnung der unterschiedlichen Arbeiten nicht immer eindeutig möglich. In der großen Mehrzahl erkennt man aber die Übereinstimmung und sieht, dass alle drei denselben Quellenbestand verwendeten. Auch sprechen die große Zahl der erfassten Dokumente (ca. 1500), sein Forschungsinteresse und Stengels zum Teil recht radikal ausfallende Kürzungen gegen eine bewusste Auslassung einzelner Belege.
Stengels Aufzeichnungen: Art der Dokumente und deren Erfassung durch Stengel
Wie die späteren Veröffentlichungen Stengels zeigen, verwendete er die von ihm erfassten Belege als Quellen für seine kulturgeschichtlichen Texte. Außerdem wollte er ausgewählte Belege zu Illustrationszwecken „photocopiren“ lassen. Doch eine vollständige Edition lag mit großer Sicherheit nicht in seiner Absicht. Das hat sowohl Folgen für seinen Umgang mit den Belegen, die er nur in ganz wenigen Fällen vollständig abschrieb, als auch Konsequenzen für die hier vorliegende Edition, die erstmalig die monatlichen Ausgaberegister mit den von Stengel erfassten Belegen verknüpft. Denn so wird eine vollständige Edition der monatlichen Ausgaberegister, also einer historischen Quelle des 18. Jahrhunderts, mit den persönlichen Arbeitsaufzeichnungen eines Wissenschaftlers des 20. Jahrhunderts verbunden. Dass es dabei nicht nur zu formalen Unterschieden kommt, ist nicht zu übersehen. Die Entscheidung für eine Verbindung wurde dennoch getroffen, da der Informationsgehalt der Belege – auch in der Erfassung durch Stengel – immer noch beträchtlich ist.
Formale Aspekte
Vergleicht man die Belege Stengels mit den Rechnungen und Quittungen der „Roten Schatulle“, dann sollte ein Beleg im Regelfall aus der Grußformel oder Anrede, dem Belegtext, einem Unterzeichner und einem Unterzeichnungsdatum bestehen. Stengel verzichtet in seiner Erfassung bis auf ganz wenige Ausnahmen auf die Grußformel. Den Belegtext kennzeichnet eine Reduktion auf das Wesentliche, d. h., dass Objekte z. B. nur mit den wichtigsten Eigenschaften beschrieben sind. Die Verben fehlen häufig, was zu vielen Auslassungen führt. Mitunter gibt er auch das Unterzeichnungsdatum und den oder die Namen der Personen, die unterschrieben haben, nicht an.
Die in den Belegen aufgeführten Summen versah Stengel bis auf seltene Ausnahmen nicht mit einer Währungsangabe. Er notierte nur den jeweiligen Betrag und fügte lediglich einen Querstrich, einen Punkt oder beides an. Ausgehend von den auf die Belege Bezug nehmenden Informationen der monatlichen Ausgaberegister wurden die Währungsangaben in den Belegen für die Edition zu Reichstalern „[RTl]“, Groschen „[Gr]“ und Pfennigen „[Pf]“ ergänzt. Im Fall der französisch verfassten Belege sind die Währungsangaben zusätzlich mit einem Fragezeichen versehen, also „[RTl ?]“, da im Original des 18. Jahrhunderts eventuell „Écu“ stand. Grundlage für diese Entscheidung ist immer die zugehörige Ausgabe in den Zahlungsregistern.
Weiterhin finden sich in den Aufzeichnungen Stengels bei den Belegen zwei Zahlenangaben, die nicht aus Preisen oder Maßangaben resultieren. Es sind das die bereits beschriebene „Stengel-Nr.“ und eine weitere Zahl, die sogenannte „Numero“. Um diese von Stengels Zählung inhaltlich abzugrenzen, wird sie in allen Kommentaren und bei Tabellenspalten der Edition als „Numero“ bzw. „No.“ bezeichnet. Sie befindet sich über dem Belegtext (Bsp.: „[Verknüpft mit Monatliche Schatullrechnungen (1743), Bl. 1, No. 8]“) und in den monatlichen Zahlungsregistern in der Spalte „No.“ Auch auf deren Funktion und Bedeutung wurde weiter oben im Text eingegangen.
Diese „Numero“ bildet die Basis für die Verknüpfung von Beleg und Ausgabe. Außerdem wurden dafür noch eindeutige inhaltliche Übereinstimmungen herangezogen. Bei abweichenden Zuordnungen gibt es einen darauf hinweisenden Kommentar.
Für einige Belege, bei denen die „Numero“ fehlt oder den Angaben in den monatlichen Ausgaberegistern widerspricht (Bsp.: Der Wert der „Numero“ übersteigt die Gesamtzahl der Ausgaben im Register) und eine Zuordnung auch auf inhaltlicher Basis unmöglich ist, wurden in den monatlichen Ausgaberegistern „virtuelle“ Ausgaben angelegt. Ihr Text lautet einheitlich: „[nicht zuzuordnende Belege; Eintrag erstellt durch R. Z.]“. Diese „Ausgaben“ finden sich immer unter der Angabe der Gesamtsumme eines Monats, also unterhalb des historischen monatlichen Ausgaberegisters.
Für dieses Verfahren sprechen die Aufzeichnungen Stengels, denen sich in der Regel eindeutig entnehmen lässt, welchem Monat die Belege zugeordnet waren. Außerdem gibt es einen praktischer Grund. Diese Belege wären ohne die „virtuelle“ Ausgabe nicht mit dem Personen- und Sachregister zu verbinden.
Inhaltliche Aspekte
Da es sich bei den von Stengel erfassten Belegen um seine persönlichen Arbeitsaufzeichnungen handelt, hat sein Erkenntnisinteresse offensichtlich Einfluss auf den Umfang der Angaben, mit denen er den einzelnen Beleg aufnahm. Erstaunlicherweise gibt es auch umfangreiche Auslassungen in Belegen, die eigentlich in die Stengelschen Interessensgebiete gehören sollten. So publizierte er zum „Nahrungswesen“, verzichtete in der Regel aber auf detaillierte Informationen aus den Rechnungen der königlichen Küche. Auch in den Belegen zu Textilien gibt es weitreichende Kürzungen. Stengels Aufzeichnungen können also den Kriegsverlust nicht vollständig ersetzen. Dieser bleibt immer noch beträchtlich.
Der Verzicht auf Grußformeln wurde bereits erwähnt. Aber auch im eigentlichen Belegtext zeigen sich die Aufzeichnungen vielgestaltig. Sie reichen von der Notiz („Küchenrechnung“), über tabellarische Auflistungen einzelner Ausgaben in historischer Schreibweise, über das Regest bis hin zu längeren, zitierten Passagen. Zusätzlich verwendete Stengel auch in den Passagen, die er wortwörtlich übernahm, Abkürzungen. Besonders schwierig gestaltete sich die Mischung von Zitat und Formulierungen des Kulturhistorikers. Nicht immer lassen sich diese eindeutig bestimmen und von dem historischen Original abgrenzen.
Die vorliegende Edition versucht diese Probleme durch Kennzeichnung der Eingriffe und Auslassungen zu lösen. Dazu werden diese farbig hervorgehoben und in eckige Klammern gesetzt. Da auch Stengel ebenfalls mitunter solche Klammern verwendete, kann es hier zu Dopplungen kommen. Zusätzlich sind diese Eingriffe mit einem „mouseover-effect“ versehen: „annotation: W. Stengel“.
In ihrem Umgang mit dem Text der Quelle orientiert sich die Edition an der der Ausgaberegister der monatlichen Schatullrechnungen. Grammatik und Wortschatz werden weitgehend modernisiert. Die originale Form findet sich in den runden Klammern und ist als Zitat gekennzeichnet. Die vielen von Stengel verwendeten Kürzungen werden entsprechend der heutigen Wortform und Grammatik aufgelöst. Wenn Unsicherheiten bei der Auflösung bestehen oder auch eine andere möglich wäre, findet sich die Abkürzung als Zitat im Text.
Da in der Regel auch die Originalform als Zitat im Beleg enthalten ist, lässt sich auch die Arbeitsweise Stengels rekonstruieren. Allerdings führt dies zu einem weiteren Problem: Den Belegen – von denen es weiter oben hieß, dass es sich v. a. um Rechnungen und Quittungen handelt – lässt sich in der Überlieferung Stengels meist nicht mehr entnehmen, was für ein Dokument vorlag. Auch die Spalte „Bestätigung“ in den monatlichen Ausgaberegistern kann hier nur bedingt helfen. Zu oft fehlen die entsprechenden Angaben oder wird auf Rechnungen und Quittungen verwiesen, die die einzelne Ausgabe belegten.
Außerdem zählten zu den Dokumenten, die zu den Belegen gehören und denen Stengel seine Informationen entnahm, auch sogenannte „Specificationen“. Diese entstanden, wenn mehrere Ausgaben zu einer zusammengefasst wurden. In den monatlichen Ausgaberegistern ist das gut an den Ausgaben für Pensionen zu erkennen. So lautet die Ausgabe No. 1 im monatlichen Ausgaberegister für den Zeitraum 24. Dez. 1750 bis 24. Jan. 1751. lediglich „l. Specification der Pensions pro Jan“. Die „Specification“ auf Blatt 2 listet dann die einzelnen Empfänger auf. Monatliche Schatullrechnungen 1751, Nr. 177, Blatt 1 (recto) Auch wenn mehrere Handwerker und Künstler zusammen an einem Objekt arbeiteten, übernahm in der Regel einer von diesen die Oberaufsicht. Ihm oblag wohl auch das Einreichen der Gesamtrechnung beim Auftraggeber. Um diese zu begründen, entstand eine Specification der Kosten aller Beteiligten. Häufig lagen einer solchen Gesamtrechnung auch alle einzelnen Rechnungen bei. In den Aufzeichnungen Stengels lassen sich seine Informationen aus derartigen Rechnungen nur schwer von denen aus Specifikationen abgrenzen. Mehrfach wurden vermutlich auch mehrere Rechnungen von ihm zu einem Beleg zusammengefasst. Das muss bei der Nutzung der Edition immer berücksichtigt werden.